Zuletzt geändert: 2016-04-15 16:22:37

Appendizitis

Klinische Einteilung, Pathogenese

Die akute Appendizitis ist histologisch durch das Einwandern von neutrophilen Granulozyten in die Umgebung der Lymphfollikel und durch oberflächliche Schleimhauterosionen mit Fibrinauflagerungen gekennzeichnet. Pathogenetisch wird eine Lumenobstruktion der Appendix (häufig mit Koprolith) diskutiert. Die Appendix kann para-, sub- und retrozökal gelegen sein.

Bei Lumeneröffnung des Darmes spricht man von der perforierten Appendizitis, die als gedeckte Perforation oder als freie Perforation ablaufen kann. Im Gefolge einer Perforation oder einer schweren Entzündung kann sich ein perithyphlitischer Abszess entwickeln. Die chronische Appendizitis ist ungenügend definiert und wird hier nicht weiter behandelt.


Epidemiologie

Die Appendizitis ist die häufigste Ursache des akuten Abdomens. Häufig bei Schwangeren (1/2000). Häufig in Regionen mit faserreicher Ernährung.

Symptome:

 

ErkrankungUnterscheidungsmerkmal
PneumonieAuskultatorisch Rasselgeräusche,
radiologisch: pneumonische Infiltrate
GastroenteritisDurchfall, fehlende Abwehrspannung,
fehlende rektaler Douglasschmerz
Mesenteriitis,
Lymphadenitis
Z.n. Laryngitis, Fieber > 38 Grad
M. Crohn,
akute Ileitis,
Yersinia-Infekt
Anamnesedauer länger, perianale
Crohn-Manifestation, häufig jedoch
von Appendizitis nicht zu unterscheiden
CholezystitisDruck - , Klopfschmerz im re.
Oberbauch, Sonographie;
Meckel-Divertikulitismehr mediales Druckschmerzmaximum
Salpingitis, Adnexitistieferes Druckschmerzmaximum,
Ausfluss
Extrauterine Graviditätletzte Regel ausbleibend;
Schock; Hb-Abfall
Blasenentzündungpositiver Urinbefund;
Druckschmerz mehr medial und tiefer
PyelonephritisFlankenklopfschmerz; positiver Urinbefund

Obligate Diagnostik

                  Abbildung: Akute Appendizitis: Quelle: MRI/C

                  Abbildung: Appendikoprolith bei Appendizitis (seltener Befund). Quelle: MRI/C

 

Fakultative Diagnostik


Therapie [Chirurgie]

Indikation: Bei begründetem Verdacht muss die baldige Appendektomie (Latenz allenfalls wenige Stunden) erfolgen.

Bei unklaren Fällen und Verfügbarkeit der Laparoskopie: diagnostische Laparoskopie, und wenn vor Ort, laparoskopische Appendektomie anstreben. Der Wunsch, den Blinddarm zu behalten, ist die absolute Ausnahme und dem Patienten sollte davon abgeraten werden.

Aufklärung

Blutung, Nachblutung, Gefässverletzung, Trokarverletzung, unschöne Narbe, Narbenbruch, Trokarbruch, Bauchfellentzündung, Reoperation, Abszess, Eigenblutspende sinnlos, Darmverletzung, Patient vorschlagen: falls Appendix makroskopisch unauffällig: trotzdem Appendektomie, Erweiterung der Operation, Darmresektion, Sepsis, Intensivstation, nur im Notfall: zeitweiliger künstlicher Darmausgang.

Vorbereitung

---

Standardverfahren: Die chirurgische Standardtherapie ist die laparoskopisch durchgeführte Appendektomie. Offene Operationen nehmen in den letzten Jahren zahlenmäßig ab.

Bei normaler Appendix Kontrolle des Dünndarmes auf Meckel'sches Divertikel und Tasten der Ovarien (Zyste?). Bei normaler Appendix und Lymphadenitis -> Lymphknotenbiopsie (Yersinianachweis?)

Bei postoperativem Karzinoidnachweis in der Appendix ist die Therapie durch Appendektomie bei Größe < 2 cm und Tumorlokalisation im distalen 1/3 der Appendix ausreichend, sonst wird Reoperation und Rechtshemikolektomie empfohlen. Bei Nachweis eines Appendixkarzinomes Verschluss der Appendektomieinzision und Durchführen einer Rechtshemikolektomie durch mediane Unterbauchlaparotomie.

Bei perityphlitischem Abszeß wird die stationäre Aufnahme, parenterale Ernährung, antibiotische Abdeckung und ggf. CT-gezielte Abszeßdrainage durchgeführt. Im Intervall (6-8 Wochen) CT-Kontrolle, ggf. Appendektomie.

Details zur Nachbehandlung eines Routinefalles:


Therapie [Internistisch]

Zuwarten ? Neuerdings gibt es wieder Berichte in der Literatur, die ein "konservatives" Vorgehen bei der Appendizitis befürworten. Dies ist aus der Sicht des Autors nicht empfehlenswert. Die Risiken, Komplikationen einer zu spät behandelten Appendizitis zu erleiden, sind nicht wegzudiskutieren. Die Nachteile, die durch den kleinen Eingriff entstehen können, sind absolut überschaubar. Glauben Sie hier nur Ihrer eigenen Statistik.

 


 

Behandlungsergebnisse: Mortalität 0-1 %, Perforationsmortalität 1-5 %


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